Freitag, 28. Dezember 2012

Nachtrag zum Freitag

Da ich nicht noch einmal von Angesicht zu Angesicht mit ihm reden wollte, hat er mich am Freitag Nachmittag noch angerufen, der Arzt.

Er hatte wieder viel zu sagen. Ich habe es mir angehört und werde das Schriftstück noch einmal genau durchlesen um ihn in der kommenden Woche richtig auf den Zahn fühlen zu können. Die Geschichte vom Eisbären kann er sich dann sparen.

Am 15. Januar soll ich zur Leberpunktion in die Klinik, stationär. Diesmal mit richtiger Betäubung, nicht mit stillhalten, während das CT läuft und einer in mir rum rührt. Sollte das nicht so sein, können die mich mal .. am Abend besuchen und zwar im Klinikum in Ulm!

Die Freitage werden immer mehr zu einer Belastungsprobe. Lange mache ich das nicht mehr mit. Ich brauche meine Kraft für mich und werde es niemandem mehr erlauben, mich runterzuziehen und mich zu demoralisieren.

Ich werde berichten ....

Freitags, halb zehn irgendwo in Deutschland

heisst für mich seit einem Monat: Warten auf die Chemo. Die Tage laufen immer gleich ab. 8:00 Uhr Termin in der Ambulanz, gleich zum Port anstechen und zum Blut zapfen und dann heisst es warten. Sobald das Laborergebnis da ist wird es  vom Arzt begutachtet und wenn die Werte soweit in Ordnung sind, gibt es den Chemiecocktail.

Heute ging es ganz fix. Halb zehn war ich schon an der Reihe. Mein Arzt ist, bis auf seine mangelnden Psychologiekenntnisse,soweit in Ordnung, dachte ich. Er nimmt sich immer Zeit um sich nach meinem Befinden zu erkunden und heute sollte er mir den Befund der PET-Untersuchung von vor Weihnachten dolmetschen und wir wollten dann über das weitere Vorgehen, Medikation bzw. Untersuchungen reden. (PET ist ein CT, bei der radioaktiver Zucker gespritzt wird. Zucker mögen die Krebszellen ganz besonders gerne und strahlen dann richtig bei der Aufnahme). So weit so gut.

Nachdem er dann den Befund am Rechner aufgerufen hat und ihn mir, diesmal nur durch einen, ca. 5 minütigen Anruf unterbrochen, dann verklickert hat, dass die Untersuchung doch die Ergebnisse des vorangegangenen CTs und des Sonos bestätigt wurden, die Lymphdrüsen in der Umgebung der Bauchspeicheldrüse und der Leber verdächtig sind usw. usw. .

Es war eine großartige Interpretation der Ergebnisse. Dumm nur, dass ich wissen wollte, ob man anhand dieser Untersuchung sagen kann, wie viele Herde in der Leber sitzen. Also schnell nochmal das Dokument am Rechner aufrufen .. und er konnte es nimmer finden. Mist! Der Kollege hat gesucht und gesucht. Bis er dann darauf kam, dass das aktuelle PET noch gar nicht eingegeben wurde und er mir den Befund vom APRIL gesterndeutet hat. Noch dümmer, dass ich ne Kopie dieses Befundes habe und da stand NIX, ABER AUCH GAR NIX von dem drin, woraus er seine Geschichte gestrickt hat. Ich habe mich dann auf meine gute Erziehung besonnen und erstmal nichts mehr gesagt.

Nun, um gerecht zu sein, er war dann schon äußerst bemüht, den aktuellen Bericht aufzutreiben. Ich sollte nach der Chemo nochmal vorsprechen, was ich nicht gemacht habe. Ich hab mir an der Anmeldung eine Kopie geben lassen und mich dann getrollt. Erstmal Frau Google bemühen und das Ding für mich übersetzen, bevor er mir nen neuen Bären aufbindet.

Ich werde berichten ...






Weihnachts-Nachlese

Ich hoffe, ihr hattes alle ein schönes, besinnliches Weihnachtsfest, ohne Stress und Hektik.

Bei uns war es sehr ruhig und erholsam, so wie schon lange nicht mehr. Und das kam so:

Töchterlein kam am Donnerstag nach der Schule mit heftigen Kopfschmerzen nach Hause. Den Restnachmittag hat sie nur noch geschlafen und am Abend ging noch das Spucken los. Armes Kindlein, dachte ich noch. Diesmal hat sie aber eine fette Migräneattake. Freitag habe ich sie dann Zuhause behalten.

Freitag Mittag kam Männe rein und meinte, er fühle sich nicht wohl. Sprachs und verschwand im Schlafzimmer. Normalerweise regeneriert er recht schnell, diesmal ging es ihm aber richtig schlecht. Inkl. Spucken und Durchfall. Also nix mit Migräne, Magen-Darm war angesagt. Abends schleppte er sich noch zu mir ins Wohnzimmer, gefolgt von einem schnellen Abgang Richtung Badezimmer.

Um es kurz zu machen: dort ist er dann direkt hinter der Türe zusammengebrochen. Er war gottseidank nicht lange bewusstlos und konnte sich selbst so weit von der Türe weg bewegen, damit ich reinkam und weiterhelfen konnte. Natürlich hab ich noch den Notarzt geholt und nach einer Infusion ging es ihm schnell besser.

Ich habe dann noch bis Sonntag durchhalten können und wir haben uns dann selbst Quarantäne verordnet. Keine Verwandtenbesuche, kein Festessen, dafür Ruhe und Musse genug für mich die Feiertage im Nähzimmer einzuschliessen (mit ganz kurzem Weg zum Bad ).

Hier meine Ergebnisse für ein Mädel zum 18. Geburtstag.

Kleine Allesdrin Schnitt: Farbenmix

Kosmetik-Tasche

Big-Money-Bag, Schnitt: Frau Liebstes







Montag, 24. Dezember 2012

Dienstag, 18. Dezember 2012

Alltäglichkeiten

Es gibt nichst Neues. Der Alltag hat mich fest im Griff und die Tage plätschern dahin mit den üblichen Nichtigkeiten. Der Haushalt fordert mich, die Kindlein müssen gelobt (Söhnchen hat endlich den Führerschein .. juhu), gefordert, gescholten und auch getröstet werden, Arzttermine sind wahrzunehmen, die Chemo-Termine sind einzuhalten, meine Nähprojekte stehen in der Warteschleife usw., ein ewiges Auf und Ab, das Übliche halt.

Genau so geht es mir gesundheitlich. Mal bin ich voll fit, den nächsten Tag so kaputt, dass ausser ein bisserl Haushalt keine Kraft für Anderes bleibt. Und sollte es mir mal zu gut gehen, wie vor 14 Tagen, dann sorgen die lieben Mitmenschen dafür, dass sich das schnell wieder ändert. z.B. behauptet Eine im Yogaportal, Menschen die an Krebs erkrankt sind nehmen die Krankheit so hin, weil sie schon länger gehen wollen. Zitat: "Das erspart den Stress mit dem Selbstmord."

Na danke auch. 

Sehr aufbauend waren auch die Worte meines behandelnden Onkologen vergangenen Freitag. "Das Blutbild ist schlecht. Haben Sie eigentlich schon eine Patientenverfügung gemacht?" Ich musste erstmal Luft holen! Ein schnell nachgeschobenes: "Das frage ich alle meine Patienten" hat den Tag auch nimmer gerettet. So viel zum Thema Psychologie für Fachärzte.

Ich bin dann mal wieder am Werkeln. Ich werde berichten ...

Sonntag, 2. Dezember 2012

Weiter geht's ...

Vergangenen Freitag habe ich zum ersten Mal die neue Chemo-Gabe erhalten. 1x die Woche Gemcitabin als Infusion und dazu täglich 1 Tablette Tarceva (Wirkstoff ist Erlotinib). Erlotinib soll an einen Rezeptor der Tumorzellen andocken und deren Wachstum unterbinden. Das Zeugls ist nicht nur superschweineteuer, es hat natürlich auch Nebenwirkungen, die ziemlich unangenehm sein können. Einen akneähnlichen Ausschlag in Gesicht und am Oberkörper und Diarrhoe. Und wie alles was ich zur Zeit an Medis verabreicht bekomme, kann es auch heftig auf die Nieren gehen. Soweit die Theorie.

In der Praxis hat sich es gezeigt, dass nicht jeder Patient von diesem Medikament profitiert. Bei denjenigen, die die heftigsten Nebenwirkungen hatten, war das Erlotinib am erfolgreichsten. Und was soll ich euch sagen: 1 Stunde nach der ersten Einnahme bin ich regelrecht "erblüht". Ich kann jeden 13-jährigen Teenie Pickeltechnisch locker schlagen. Hätte nie gedacht, dass ich mich mal über jeden einzelen Pickel freuen werde. (Leider hab ich nicht bedacht, dass die Biester auch Jucken, naja, das werde ich jetzt 2 Monate durchhalten können)

Um die Nebenwirkungen einzudämmen, darf ich jeden Tag Antibiotika einnehmen. Gestern musste ich erst mal einen Tabletteneinnahmeplan entwerfen, da die ganzen Mittelchen immer eine "Wenn, dann" Bedingung haben. Also Tarceva nicht mit Pantoprazol und mind. 1 Stunde vor oder 2 Stunden nach einer Mahlzeit, Antibiotika nicht mit MoPros aber zu einer Mahlzeit, jedoch wie das Tarceva nicht zusammen mit einem Säurehemmer.. *uffz* und zu allem Überfluss extrem auf die Trinkmenge achten (ich stelle mir mittlerweile nen Kurzzeitwecker, sonst vergesse ich es noch).

Um meine Haut zu schonen, soll ich bei Hausarbeiten dann noch diese hier tragen:
Meine neuen Dauerbegleiter

Ausserdem habe ich am Samstag alle Körperpflegeprodukte austauschen müssen. Alles ist jetzt parfümfrei, ohne Konservierungsstoffe und Kräuterauszüge. Bis auf das Waschsyndet und die Gesichtscreme bin ich ganz zufrieden, für die beiden Sachen werde ich wohl noch in die Apotheke stiefeln müssen.
Morgen Nachmittag habe ich dann noch einen Sono-Termin. Gucken was die Mistbeulen in der Leber machen. Eigentlich wollen die Ärzte noch punktieren, aber das geht natürlich nur stationär und mit meiner Grundbedingung: diesmal nur mit einer Narkose. 
Das Spielchen habe ich schon einmal hinter mich gebracht und so wie damals läuft es nimmer. Erst bohrt einer mit ner 30 cm langen Nadel ohne Betäubung in mir rum und dann durfte ich 6 Stunden lang im Stationsflur liegen. NÖ, mach ich nicht noch einmal! Das Ergebnis der Zelluntersuchung war dann auch noch falsch negativ!

Dienstag bekomme ich die Befunde ... ich werde berichten